Schichverbundener Erziehungsstil

Mit fünf Jahren mögen Kinder ihre Wirkmächtigkeit in der Regel recht vorurteilsfrei beurteilen, wenn auch die Leistungsbereitschaft je nach Entwicklungsstand besonders verschieden ist. Leistungsbereitschaft ist abhängig von der Lebendigkeit des Kindes ebenso wie vom erzieherischen Stil der Eltern. Ermutigung,

Bildung zur Eigenständigkeit und Lob für gute Leistungen fördern positive Leistungsanregung wie auch hohes Aspirationsniveau. Andererseits wird letztere durch Beschränkung der Eigenständigkeit und Kritik reduziert.

Ein bedeutsamer Schritt im Integrationsprozess ist die Gewissensausbildung. Sie erfolgt zufolge Zu Eigen machen von Regeln und Werten vermittels der Identifizierung mit Individuen, zu denen eine bestätigende affektive Beziehung besteht. Bei dem Kleinkind sind dieses die Eltern. Die Stimme der Eltern entwickelt zur Stimme des Gewissens. Obgleich das menschliche Gewissen als Prädisposition existiert, mag es sich allerdings einzig vermittels Lernprozesse gestalten.

Von der erzieherischen Gewandtheit der Eltern hängt es ab, wie gut Regenl und Werte internalisiert werden und inwiefern hierdurch die persönliche Realisierung beeinträchtigt wird. Liegt die Hervorhebung des Führungsstils auf Meriten, verläuft der Einordnungsprozess meist günstig, mit dem Resultat augenfälliger Gewissensbildung und stabiler Umweltausrichtung.

Liegt andererseits die Hervorhebung auf Strafmaßnahmen und Strenge, entfalten sich seelische Spannungen: Die Relation zu dem Erzieher wird ambivalent, das soziale Lernen besteht überwiegend aus einem Umgehungsbenehmen. Negative Folgeerscheinungen für die Gewissensbildung haben ebenfalls Inkonsequenz, Deprivation oder die Abwesenheit von emotionaler Bindung an eine Beziehungsperson, den gesamten Integrationsprozess und die weitere Persönlichkeitsreifung.

Der Erziehungsstil ist schichtverbunden. In der Mittelklasse ist ein libertärer, in der Unterschicht ein strikter Erziehungsstil alltäglich. Als libertär gilt ein Erziehungsstil, für den Fall, dass das Kind mittels Begründungen und Darlegungen mittelbar gelenkt wird. Strikt ist, wenn 'direkte' Routinen eingesetzt werden wie bspw. Schreien, körperliche Sanktionierung.

Der liberale Erziehungsstil ermöglicht eine Identifizierung mit der Beziehungsperson und ermöglicht eine gute Normenverinnerlichung, der streng führt zur Rückweisung, wenigstens zur Opposition gegen die Bezugsperson und auf diese Weise zu Ungewissheit in der Normenverinnerlichung und dadurch weiterführend in der Umweltausrichtung.